Lokal ⟩ Sonnenberg ⟩ Propain Trail Holzarbeiten am Propain Trail 14.02.2018 von Matze Grubby
Es geht den lästigen Prozessionsspinnern an den Kragen. Ein kleiner geschichtlicher Rückblick über die Veränderungen am Vinschgauer Sonnenberg.
Ein wenig Geschichte vorab.
Geringe Niederschläge und die sonnenexponierte Lage machen den Sonnenberg zu einer einzigartigen Vegetationszone im Alpenraum. Bis in die jüngste Vergangenheit hält sich die Behauptung, die Waldbestände des Vinschgauer Sonnenberges seien schon von den Römern abgeholzt und später im Mittelalter für den Bau Venedigs weiter zerstört worden.
Bis in die 1960er Jahre gab es ein Aufforstungsprogramm, um der Erosion Einhalt zu bieten und einen Schutzwald aufzubauen. Wegen der Trockenheit wurde verstärkt auf Schwarzkiefern gesetzt. Diese Kiefernart wächst in trockenen, mediterranen Regionen Italiens, Spaniens, Nordafrika und auf den Kanaren.
Diese Aufforstungsprogramme waren lange von Erfolg gekrönt, doch die Natur schlägt seit vielen Jahren gnadenlos zurück. Mit der Schwarzkiefer wurde ein nicht-heimischer Schädling mit eingebürgert.
Die Prozessionsspinner.
Die Weibchen legen ihre Eier in Gelegen in den Wipfeln der Schwarzkiefern ab. Die Raupen legen in den äußeren Zweigen der Pflanzen gemeinschaftliche Gespinste an. Sie sind nachtaktiv und fressen verteilt in kleinen Gruppen auf den Zweigen. In der Morgendämmerung kehren sie in das Gespinst zurück.
Die Überwinterung findet in den Gespinsten statt, zur Verpuppung wandern die Raupen in typischen Prozessionen hintereinander gekettet von den Bäumen und vergraben sich im umliegenden Erdreich. Die Raupen können 5 bis 7 Jahre im Boden überwintern und Raupen haben nur sehr wenige Fressfeinde.
Lösungen sind aufwändig.
Seit Jahren werden die Prozessionsspinner mit unterschiedlichen Methoden bekämpft. Einerseits werden Schwarzkieferbestände zunehmend gerodet und durch einheimischen Mischwald ersetzt. Aber auch der Einsatz von Wirkstoffen gegen die Prozessionsspinner hat Erfolg.
Über mehrere Jahre wurde von einem Hubschrauber aus das biologische Präparat Bacillus thuringiensis verteilt. Es wirkt im Verdauungstrakt der Raupen, nachdem die Raupen die Nadeln der Kiefern gefressen haben. Nach mehrjährigem Einsatz wurde die Behandlung wieder abgesetzt, in dem Glauben, selbst die bis zu 5 Jahre im Boden verweilenden Raupen dezimiert zu haben.
Leider sind die letzten Jahre aber wieder vermehrt Raupen aufgetaucht und das Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier ist nicht von der Hand zu weisen. Im Herbst 2017 wurden die Raupen wieder bekämpft und dieses Programm wird fortgesetzt.
Einsatz für unsere Gesundheit.
Am Vetzaner Sonnenberg sind aktuell mehrere Waldarbeiter-Teams im Einsatz. Neben der fortlaufenden Umforstung des Kiefernwaldes werden Bereiche neben Wanderwegen durchforstet.
Die Verantwortlichen nehmen die Aufgabe sehr ernst, aber es wird noch einige Jahre dauern bis das Gleichgewicht der Natur wieder hergestellt ist. Bleibt zu hoffen, daß aller Aufwand erfolgfreich sein wird, um die Plagegeister zu dezimieren.
Baustellen im Wald.
Wie viele andere Wirtschaftszweige leidet auch die Holzindustrie durch Niedrigpreise. Effiziente Waldmaschinen können in steilen Regionen nicht eingesetzt werden und das zweitklassige Holz der Kiefern bringt keinen angemessenen Preis.
Für Holzarbeiten werden Waldabschnitte aus Sicherheitsgründen für Wanderer und Biker gesperrt. Baustellen im Wald sind wie jede Baustelle zu meiden.
Aktuell wird im Sektor 1 des Propain Trails gearbeitet. Der Abschnitt ist eine solche Baustelle und darf nicht betreten/befahren werden. Mehr Infos über die Dauer der Sperre gibt es auf der Facebook Seite des Propain Trails.